Von Pianos und einer Badeente
Prypjat wir kommen. Wir fuhren mit Mischa von Tschernobyl nach Prypjat und gingen als erstes auf das 16 stöckige Hochhaus. Mischa schärfte uns ein wirklich ruhig zu sein. Gleich beim Eingang trat ich auf ein Eisen und machte richtig Lärm. Der Lift des Hauses war leider nicht mehr in Betrieb. So mussten wir unseren Kram 16 Stockwerke durch das enge Stiegenhaus nach oben schleppen. Die Aussicht von oben ist zwar super, nur leider stand das Licht (die Sonne) falsch. Da mir am Vortag mein Jinbei Porty kaputt gegangen war, war ich lichttechnisch ziemlich eingeschränkt. Lars war meine Rettung und lieh mir seinen Aufsteckblitz, ansonsten hätte ich einiges nicht machen können. Einen Stock tiefer lag ein toter, vertrockneter Hund. Auch den mussten wir shooten. Petra musste sich mit ihrer Rabenmaske in einer fötalen Stellung neben den Köder legen. Ich weiß jetzt schon, dass ich dieses Bild bei ArtoPho in der Kategorie Haustiere posten werde. Wieder unten fuhren wir zum Riverside Cafe und gingen von dort auch zu einem gestrandeten Hausboot. Dieses war eigentlich nur wegen der Texturen interessant sonst gammelte es, halb versunken im Prypjat Fluss, vor sich hin. Zu Fuß retour zur ehemaligen Leichenhalle, in der noch ein paar Tische und viele Reagenzgläser und andere Flaschen herum standen. Von die Leichenhalle gingen wir zu einem alten Turnsaal, in dem einige Basketballkörbe hängen. Im Großen und Ganzen kann man diesen Turnsaal eigentlich vergessen. Weiter zum Prometheus Kino in dessen Saal nur noch ein paar Sitze stehen. Es ist komplett fertig und man kann hier nicht mehr wirklich etwas Vernünftiges machen. Vom Kino weiter zur Musikschule. In dieser wurden wir, wie fast überall im Prypjat, von den Gelsen aufgefressen. Flanello musste trotzdem für ein paar extrem geile Bilder erhalten. Wir shooteten heute recht oft mit ihm und er war einfach genial vor der Kamera. Ob als Smiley oder mit der Rabenmaske, ob im Stiegenhaus oder am Piano sitzend, er machte immer eine gute Figur.
Auf zur Werkskantine Stocherkraut essen und dann wieder zurück in die verlassene Stadt. Wir fuhren zu einem ehemaligen Musikgeschäft, in dem eine Reihe von Pianos herum stand. Diese waren nicht wirklich sehenswert. Dahinter lag ein Geschäft mit Fernsehen. Das war schon eher unsere Kragenweite. Wir dekorierten es um und stellten einen kaputten Fernseher auf eine Tonne und einen Stuhl, den Flanello vom Musikgeschäft holen musste, dahinter hin. Mit Smiley und Rabenmaske saß er hinter dem Fernseher, der ein riesengroßes Loch in der Bildröhre hatte. Durch dieses fotografierten wir durch.
Wir fuhren weiter zur Jupiter Fabrik. Dort wurden offiziell Kassettenrekorder hergestellt. In Wirklichkeit stellte man aber Teile für Raketen her. Die alten Werkshallen sind schon recht imposant. Am hinteren Ende des Geländes liegen einige alte Busse in der wir Petra mit dem Smiley shooteten. Misha gab uns ca. eine Stunde Zeit auf dem Jupiter Gelände zu fotografieren. Auch hier dekorierten wir Sofas und Stühle um und tobten uns mit Flanello aus. Das Hallenbad stand nun eigentlich auf dem Programm, wurde aber gleich wieder verworfen, da dort zu viele andere Touristen waren. So fuhren wir zum Vergnügungspark. Karussell mit Hasenmaske, Autodrom mit Smiley, Riesenrad mit Hasenmaske und Smiley – wir tobten uns aus und sorgten für Verwunderung bei den anderen Urbexern. Wieder ging es zum Hallenbad, diesmal waren keine Touristen zu sehen. Ich holte den riesen Entenschwimmreifen aus dem Kofferraum und blies ihn mit der, an dem Zigarettenanzünder anschließbaren, Pumpe auf. Es dauerte doch eine Zeit die blöde Ente aufzupassen. Mit Ente, Masken und Kleidern bewaffnet starten wir los und gingen in die Schwimmhalle. Petra musste auf den Sprungturm klettern. Da sie nicht glaubte, dass sie ohne Leiter hinauf kommen würde, stieg ich vor ihr auf die erste Plattform und wollte ihr von oben helfen. Sie schaffte es dann aber mühelos alleine. Wir gingen hinaus, sie zog sich oben ihr rotes Kleid an und wir shooteten mit der Rabenmaske allerlei verschiedene Posen. Wieder umziehen, in ihr schwarzes Standard Outfit und los ging es mit der Badeente. Das Sonnenlicht viel total geil durch die Fenster, so dass der Kopf da Ende richtig glühte. Die Fotos mit Ente & Smiley wurden genial. Mischa wurde nervös, da anscheinend schon wieder andere Touristen kamen. Wir mussten aus dem Hallenbad und er deponierte die Ente in einem Raum zwischen, er wollte sie später holen, wenn keine anderen Touristen mehr hier wären. Er schärfte uns auch ein ihn auf keinem Foto zu markieren. Wir warteten kurz beim Auto und er brachte den Gummi Vogel zurück. Nun wollten wir eigentlich auch noch einmal auf das 16 stöckige Hochhaus, da aber das Licht durch ein aufziehendes Gewitter komplett blöd war, verschoben wir das auf Donnerstag. Wieder zurück in Tschernobyl stand zuerst duschen und dann Abendessen am Programm. Misha ließ uns diesmal alleine essen gehen und meinte wir sollen uns melden wenn wir wieder im Hotel wären. Da ja nach 10 Uhr eine Ausgangssperre gilt, war er doch etwas nervös. Nach dem Abendessen kaufen wir uns beim Geschäft noch Getränke und setzten uns in den Garten des Hotels. Wir mussten noch die Modelle für unser samstägliches Shooting aussuchen. Das gestaltete sich schwieriger als erwartet. Es haben sich doch einige auf unsere Ausschreibung hin gemeldet und die mussten nun aussortiert und noch einmal angeschrieben werden. Kurz nach 10 Uhr wollten wir noch ein Bier haben und gingen noch einmal zum Geschäft. Dieses war natürlich geschlossen weil ja von 10 Uhr weg die Ausgangssperre gilt. Wir klopften und wurden gehört, doch uns wurde nicht geöffnet. Nun schrieb ich Mischa eine Messenger Nachricht und sagte, dass wir in Tschernobyl herumirren und das Hotel nicht finden. Kurz darauf noch eine Nachricht, die da lautet: mach dir keine Sorgen Petra hat gerade ein Polizeiauto gefunden. 3 Sekunden später klingelte mein Telefon. Am anderen Ende in sichtlich erregter aber total verschlafen Mischa. Wir tranken danach noch aus und gingen schlafen.