Dancing Balls

Setup

Zuerst kurz zur Theorie – die Bälle fallen nicht in die Flüssigkeit, sondern werden ruckartig herausgezogen. Dazu müssen die Bälle an Nylonschnüren befestigt werden. Ich verwende eine dünne Anglerschnur. Um die Schnur an den Bällen zu befestigen, empfehle ich eine Injektionsnadel durch den Gummiball zu stechen. Durch die Injektionsnadel wird die Nylonschnur von der Spitze zu der Seite, die normalerweise an einer Spritze befestigt wird, eingeführt. Nun kann die Nadel aus dem Ball gezogen werden und die Schnur bleibt stecken. Die Schnur sollte so weit zurückgezogen werden, dass das lose Ende nicht mehr herausschaut.
Als Untergrund empfehle ich eine opaleszierende Kunststoffplatte.
Ich habe zwei verschiedene Setups ausprobiert. Das Titelbild entstand mit einer geraden Untergrundplatte und einer weißen Wand als Hintergrund im Abstand von rund einem Meter. Zwei Systemblitze werden in 45° Winkel auf die Wand gerichtet und sind hinter den Gläsern positioniert. Hinter den Gläsern bedeutet ca. 15cm näher beim Hintergrund als die Gläser sind und rund 40cm neben den Gläsern. Die Blitzleistung wird reduziert. Dadurch sinkt die Abbrenndauer und ermöglicht eine sehr kurze Belichtungszeit. Die Kamera stelle ich manuell auf 1/200sec. Blende und Iso werden so eingestellt, dass das Bild die gewünschte Helligkeit aufweist. Der Raum muss abgedunkelt sein. Dazu empfehle ich zuerst die Gläser sauber zu polieren und auszurichten – sie sollten in einer Linie stehen und die Abstände zueinander sollten symmetrisch sein. Als Flüssigkeit in den Gläsern kann Wasser oder aber Alkohol genommen werden. Alkohol hat eine geringere Dichte als Wasser und die leichten Gummibälle schwimmen nicht darin, sondern versinken. Dadurch ist es leichter die Kugeln aus der Flüssigkeit zu ziehen und die Flüssigkeitssäule so mitzuziehen. Beim Wasser müssen die Kugeln durch Auf- und Abbewegen der Schnüre, zum Wippen gebracht werden, dadurch tiefer einzutauchen und ebenfalls die Wassersäule mitzuziehen. Optimal wäre es schwerere Kugeln zu verwenden, ich habe aber noch keine Gummibälle mit einer größeren Dichte gefunden. Die Schnüre werden im gleichen Abstand wie die Gläser an einer Stange befestigt. Mit dieser können sie gleichzeitig aus der Flüssigkeit gezogen werden.
Der Vorteil des ersten Setups sind keine störenden Reflexionen auf den Gläsern. Bei der zweiten Variante mit meinem Makrotisch, sieht man eine störende Reflexion des Gestänges des Makrotisches. Es fehlt aber die Hohlkelle. Diese könnte man durch ein längere Kunststoffplatte erzeugen, die man auf der Rückseite aufwölbt.
Die Blitze werden bei mir mit Pocketwizards mit der Kamera synchronisiert. Die Kamera ist auf 1/200sec gestellt. Sie sollte auf die kürzeste Blitzsynchronzeit der Kamera gestellt sein. Die Gläser werden fokussiert und danach wird die Kamera auf manuellen Fokus umgestellt, damit sie zwischen den einzelnen Aufnahmen nicht neu fokussieren muss. Da der Raum dunkel ist, würde die Kamera nicht mehr richtig fokussieren. Blende und ISO Werte sollten der Blitzleistung angepasst und mit den gefüllten Gläsern vorab ermittelt werden – hier empfehle ich einfach ein paar Einstellungen auszuprobieren und sich manuell an die richtigen Werte heranzutasten. Die Blitzleistung ist bei mir auf 1/16 reduziert. Wie gesagt, die eigentliche Belichtungszeit wird durch den dunklen Raum durch die Abbrenndauer der Blitze bestimmt. Die Kamera stelle ich auf maximale Bildwiederholrate (bei der Nikon D4 sind es 11 Bilder).
Die Kamera löse ich manuell per Funkauslöser aus. Ich führe drei bis vier kurze Auf- und Abbewegungen mit den Kugeln aus, damit sie möglichst tief in die Flüssigkeit eintauchen, löse die Kamera aus und ziehe die Kugeln ruckartig heraus. Ein bis zwei Bilder gelingen dabei. Damit man den Untergrund und die Gläser nicht immer komplett reinigen muss, empfiehlt es sich ein neutrales sauberes Bild mit Flüssigkeit zu machen und dieses dann mit PS zu verwenden, um die beschmutzten Partien zu ersetzen. Wichtig ist hier, dass die gleichen Belichtungseinstellungen verwendet werden. Die Kamera ist auf einem Stativ befestigt.
Bei den Bildern links sieht man beim grünen Glas recht deutlich die Seitenstreben des Makrotisches. Bei der Positionierung der Blitze ist darauf zu achten, dass kein direktes Licht auf die Gläser und vor allem nicht in die Kamera kommt.
Zum Färben der Flüssigkeit verwende ich Lebensmittelfarbe oder Druckertinte. Die Schnüre müssen dann in Photoshop weggestempelt werden.
Zwischen den Blitzen und der Kamera können noch Abschatter positioniert werden, die verhindern, dass Licht von den Blitzen direkt auf die Kamera trifft. Dies habe ich aber bei beiden Setups nicht gemacht. Als Abschatter empfehle ich dunkle Kartons…
Weitere Vorschläge:

Nicht nur Bälle können aus dem Glas springen. Hier wurde die Schnur durch eine Physalis gezogen und diese aus dem Cocktailglas gerissen.