Tschernobyl Tag 10

Apfelfest in der Kirche

Heute wollte ich mich noch einmal mit Sergey und Elena treffen – wir machten aus uns um 1600 im Museum für Volksarchitektur zu treffen. Das kann man am ehesten mit dem Freilichtmuseum in Maria Saal vergleichen. Hier sind Dörfer der ukrainischen Regionen nachgebaut. Vom Lehmbau bis zur Holzkirche gibt es da alles.

Zuerst fuhr ich aber mit einem Taxi zum Haus der Chimären. Zuerst ließ er mich an der falschen Straße raus und wollte noch mehr als Uber bei mir angezeigt hatte – nein nicht mit mir. Ich gab ihm das Geld, das mir die Uber App vorschlug punktgenau und schimpfte zurück, als er laut wurde. Mir egal… ich ging nun laut Navi in Richtung des Hauses. Die uninteressante Vorderseite konnte ich sehen, mich interessierte aber die reich dekorierte Rückseite… also Google Maps und los… irgendwie wäre das ein riesen Umweg dort hin zu kommen – aber da ist ja ein Steig – also rauf… Mist Haus – Abbruchhaus – Lost Place – gut – rein… es stinkt und tausende Fliegen schwirren herum. Von der Rückseite komme ich direkt in den Keller, das Haus ist, wie hier fast alle Häuser, in den Hang gebaut. Ein Stockwerk rauf und ich bin im Parterre. Hier ist die eigentliche Eingangstür – doch diese ist zugenagelt. OK – da hilft nur eins – Ouzo – nein kräftig gegen die Tür treten… fünf Tritte Später fliegen die Bretter im hohen Bogen von der Tür und ich habe meinen Ausgang. Aus einem Lost Place ausbrechen ist einmal was Neues. Nun komme ich endlich zum Haus der Chimären – denke ich. Falsch gedacht… es ist für den Zugang Fremder gesperrt. Es hat nun irgendeinen offiziell staatlichen Zweck. Vermutlich beheimatet es das staatliche Wodkamuseum oder die ukrainischen Reserven an russischem Wodka – man weiß es nicht und man will sich auch nicht noch unbeliebter machen und fragt also nicht nach.

Nächster Uber Taxler –zur Vladimir Kirche… der Trottel findet mich trotz GPS Koordinaten nicht und blökt auf Ukrainisch ins Telefon. Ich gebe es einem Einheimischen, der erklärt wo ich stehe… der Uberdepp rauscht an uns vorbei – egal wie heftig ich winke… egal nächsten geordert. Diesmal klappt es und ich lande bei der Kirche… Rundherum stehen hunderte Leute mit Sträußen und Kränzen aus Getreideähren und Obstkörben – laut Sergey ist das irgend ein Apfelfest – wahrscheinlich das des heiligen Mostus vom Apfel. Wohlüberlegt nehme ich den Seiteneingang und umgehe so alle „Fotografieren verboten“ Schilder. In der Kirche mache ich einige Bilder, bevor sie es bemerken und mich auffordern zu gehen. Draußen stehen noch immer unzählige Leute im Kreis um die Kirche. Ich fotografiere einige und mache mich zurück auf den Weg zum Majdan, trinke dort einen Kaffee und beobachte ein altes Paar, das irgendwelchen selbst gebastelten Schmuck aus Draht verkaufen will. Beide sind total erfolglos und teilen dasselbe Schicksaal.  Irgendwie wirkt es traurig und schön zu gleich. Schön aus dem Blickwinkel, dass sie auch trotz Erfolglosigkeit gemeinsam versuchen ihr Auskommen zu finanzieren. Er steht vor der Bank und schaut ruhig auf die Touristen und Einheimischen am Kreshatyk, sie sitzt und hat neben sich auf einem Tuch ihre Schätze ausgebreitet. Ich beobachte sie gut 30 Minuten und Niemand scheint sie auch nur wahrzunehmen.

Hallo Uber – auf in die Pampa zum Museum. Kurz vor 1600 bin ich dort und muss noch auf Elena und Sergey warten. Wir kaufen Tickets und gehen rein. Wie von mir befürchtet, war 1600 etwas spät. Die Gebäude schlossen kurz nach unserer Ankunft, so konnte ich gerade noch eine Kirche von Innen fotografieren.

Beim Warten auf meine Leute kam ein Typ und fragte mich, ob ich der Fotograf von ihrem Fotoshooting sei? Ich meinte – Sorry – that’s far out of your budget. Ich sollte Recht behalten. Sie machten ein Theater und sperrten Wege, damit keiner im Bokeh war und dann… stand dort eine Fotografentussi mit einer Knipse und einem Aufsteckblitz?! Drei Heinis sicherten mit Funk verbunden die Location – echt blöd, dass ich weder russisch noch Ukrainisch verstehe… war zum Lachen was sie machte – zeig her – ist Kacke, kannste löschen. Vielleicht hätte ich ihr meinen Porty leihen sollen.

Das Museum ist aber recht eindrucksvoll und sehr liebevoll hergerichtet. Vor allem die Gärten um die Häuser mit Wildblumen und Kräutern gefielen mir. Sie waren chaotisch natürlich und strahlten gerade deshalb einen tollen Charme aus.

Langsam gingen wir zurück und orderten ein Taxi – wir fuhren in die Gegend in der die beiden wohnten und gingen dort in ein Lokal mit eigener Brauerei. Das Bier schmeckte recht fruchtig. Wir unterhielten uns noch recht lange und gegen 2130 nahm ich ein Taxi zurück zu meinem Apartment. Tasche Packen und einmal früher schlafen gehen…

This entry was posted in Allgemein.

Post a Comment

Your email is never published nor shared. Required fields are marked *

*
*